Geschichte
Heumaden – eine rasante Entwicklung zu Calws größtem Stadtteil in wenigen Jahrzehnten
Von Hartmut Würfele
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Zuzug von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen, verbunden mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland, platzte die Stadt Calw fast aus allen Nähten. Die Bevölkerung stieg sprunghaft an. Neuer Wohnraum war dringend nötig. Im Jahr 1959 waren kaum mehr Grundstücke zur Bebauung vorhanden. Das Augenmerk richtete sich deshalb auf das Gewann Heumaden im Nordosten der Stadt, das sich wegen seiner sonnenfreundlichen Süd- und Südwestlage und seiner Weiträumigkeit für Bebauungszwecke geradezu anbot. Bereits 1461 ist im Lagerbuch Calw von einem Acker auf der Höwmaden die Rede. Dies dürfte die erste urkundliche Erwähnung von Heumaden. Das älteste Gebäude in Heumaden ist die Schafscheuer. Sie wurde schon 1586 im Zinsbuch der Stadt genannt. Das heutige Anwesen stammt aus dem Jahre 1751.
Das Alter des sogenannten Welschen Häusle ist nicht bekannt. Die Feldhütte diente einst den Bürgern von Neuhengstett, den Waldensern zum Schutz vor den Unbilden des Wetters und zur Rast auf dem Weg zu ihren Arbeitsstätten in Calw.
Der erste Plan sah 800 Wohneinheiten für 3.500–4.000 Menschen vor.
Mit Erlass vom 17. September 1958 genehmigte das Landratsamt Calw den Ortsbauplan Heumaden. Dieser Tag kann somit als Entstehungstag von Heumaden angesehen werden.
Heumaden – Begriff für eine dynamische Entwicklung
Schon Ende 1958 und vermehrt ab 1959 gingen die ersten Bauanträge bei der Stadtverwaltung in Calw ein. Im Jahr 1960 begann die planmäßige Erschließung von Calw-Heumaden mit dem Bauabschnitt zwischen Bundesstraße 295, Georgii-von-Georgenau-Straße und Bozener Straße. Die Häuser in diesem Bereich wurden vom Ausbildungspersonal der Bundeswehr und seinen Familien bezogen. Der zweite Bauabschnitt bis zur Staelinstraße, Breiten Heerstraße und Wagnerstraße folgte unmittelbar danach. Die ersten Häuser wurden Ende 1960 bezugsfertig. Flüchtlinge aus dem anderen Teil Deutschlands, der damaligen DDR, die noch vor dem Mauerbau im August 1961 flüchten konnten, bezogen Wohnungen in diesem Abschnitt der Heinz-Schnaufer-Straße.
Lebensmittelgeschäfte, Geldinstitute, Ärzte usw. gab es bis ins Jahr 1962 in Heumaden keine. Die Bewohner des neuen Stadtteils mussten ihre Erledigungen und Einkäufe in den ersten Jahren in der Kernstadt tätigen. Eine Busverbindung zum neuen Stadtteil bestand damals ebenfalls noch nicht. Wer kein eigenes Auto, Motorrad oder Fahrrad besaß, war auf Bekannte oder Nachbarn angewiesen oder musste zu Fuß in die Stadt hinuntergehen. Auch fehlten im neuen Stadtteil Kindergarten und Schule.
Die schulpflichtigen Kinder aus Calw-Heumaden mussten durch die verkehrsreiche Stuttgarter Straße zu Fuß in die Stadt in die Schule gehen. Auch bei der Versorgung der Bewohner sollte sich ab 1962 vieles zum Besseren wenden. Geschäft um Geschäft eröffnete in der Siedlung. Die Siedlung entwickelte sich explosionsartig weiter; über 370 Wohnungen sind damals gebaut worden. 2.400 Meter Straßen waren schon angelegt, was auch eine ständige Erweiterung der Gas-, Strom- und Wasserversorgung mit sich brachte.
Mitte 1962 wohnten auf der Hochfläche bereits über 1.500 Personen. 1966 zählte Heumaden schon 2.100 Einwohner und drei Jahre später sogar 2.685. Dann ging es explosionsartig weiter, innerhalb von weiteren drei Jahren kamen 1.300 hinzu, so dass Heumaden 1972 – 3.920 – und am 31.12.1976 – 4.463 – Einwohner hatte. Heute wohnen in dem Stadtteil nahezu 5.000 Menschen. Weitere Baugebiete mussten immer wieder erschlossen werden, um den Bedarf an Wohnraum zu stillen.
Bildungseinrichtungen
Bildungseinrichtungen Am Anfang mussten die Kinder von Heumaden noch die Volksschule in Calw besuchen. Die Schulleitung der Badstraßenschule erwartete bereits für das Jahr 1962 hundert bis 140 Schülerneuzugänge aus Heumaden, was die Schulraumverhältnisse in Calw für die Folgejahre vor große Probleme stellte. Der Gemeinderat der Stadt Calw beschloss deshalb im Oktober 1961 den Bau eines Schulgebäudes mit Kindergarten für die Wohnsiedlung Heumaden. Weitere Kindergärten kamen im Laufe der Jahre hinzu, so dass die Siedlung jetzt über vier Kindergärten verfügt.
Die Heumadenschule wurde am 7. Januar 1966 durch Bürgermeister Karl-Heinz Lehmann ihrer Bestimmung übergeben. Aber schon damals war absehbar, dass das neu bezogene Schulgebäude bald nicht mehr ausreichen würde.
Im März 1971 begannen die Bauarbeiten für die Erweiterung der Heumadenschule um den sogenannten Hauptschulteil, der mit Beginn des Schuljahres 1972 bezogen werden konnte.
Stadtteilbeirat
In Heumaden beschäftigten sich immer wieder Bürger und Gruppen mit der Frage, wie der Stadtteil gegenüber der Kommune also der Stadt vertreten werden kann. Bei einer Bürgerversammlung wurde am 29. Oktober 2004 endlich dann ein Stadtteilbeirat ins Leben gerufen. Leider sind dessen Aufgaben eng begrenzt; sie beschränken sich auf die Beratung der Verwaltung und des Gemeinderats in Fragen, die den Stadtteil betreffen.
Kirchen und Religionsgemeinschaften
Als die ersten Familien um die Weihnachtszeit 1960 in ihre neu erbauten Wohnungen in Heumaden einzogen, gehörten die Evangelischen aus kirchlicher Sicht zur Stadtkirchengemeinde. In Heumaden gab es ja weder Pfarrer noch Räumlichkeiten. Heumaden erhielt später dann einen Vikar zugeteilt.
Gemeindehaus und Kindergarten konnten am 19. November 1978 eingeweiht werden.
Die schnell wachsende Siedlung veranlasste schon im Jahr 1961 die katholische Kirchengemeinde mit der Planung eines Kirchenbaus. Am 11. Juni 1966 wurde die Heilig-Kreuz-Kirche durch Weihbischof Josef Sedlmeier aus Rottenburg feierlich geweiht. Das Gemeindehaus wurde Ende Januar 1997 bezogen.
Kultur – Freizeiteinrichtungen – Naherholung
Ein Jugendtreff wurde vor Jahren eingerichtet. Eine besondere Stellung nimmt das Männerforum ein. Vier Vortragsveranstaltungen im Winterhalbjahr und zwei Exkursionen in den Sommermonaten sind der kulturelle Höhepunkt der Siedlung. Es gibt mehrere Spielplätze für Kinder und schöne ebene Spazierwege. Seit 2012 führt der Europäische Kulturfernwanderweg, der Hugenotten- und Waldenserpfad, auf der Strecke von Calw kommend durch Heumaden nach Neuhengstett.
Entwicklungsschritte von der geplanten „Ortsmitte“ zum „Bürgerzentrum“
PDF Vortrag von H. Würfele bei „Heumaden aktiv“ am 12. Oktober 2015 im evangelischen Gemeindehaus.